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Verbindung schafft Nähe und Vertrauen

Bei meiner Arbeit mit Menschen geht es zu anfangs auch immer um den Beziehungsaufbau.

Im NLP wird dies "Pacing" (sich angleichen) und "Rapport" (Verbindung) genannt. Die Idee dahinter ist, sich mit dem Modell der Welt des anderen Menschen zu verbinden. Meist geschieht es intuitiv, dass Gesprächspartner sich einander angleichen. Es wird eine ähnliche Körperhaltung eingenommen, die Tonlage der Stimme oder auch die Energie werden angepasst. Als Beraterin mache ich das auch, um in die Welt meines Gegenübers einzutauchen. Wenn ich die Körperhaltung imitiere, vielleicht sogar Energie und Muskeltonus, kann ich besser verstehen, wie der/ die Andere sich fühlt.

 

In diesem Artikel möchte ich das auch auf die Arbeit mit Pferden umlegen.

 

Mein spanischer Wallach Salvador ist seit einigen Monaten außer Gefecht, weil er eine Sehnenverletzung erlitten hat. Außerdem, ist er ohne seine Pferdekumpels und dann vielleicht auch noch draußen im Gelände (also außerhalb der sicheren Stallumgebung) eher schreckhaft. Nun ist es aber so, dass wir uns nur im Schritt bewegen können und auch sollen (!) und das ist einfach netter in der Natur, anstatt im Viereck oder in der Reithalle im Kreis zu marschieren.

 

Wir gehen also hinaus in die weite Welt, zu Zweit, Salvador und ich und es läuft so wie meistens, ich gehe voran und "ziehe" ihn hinter mir her. Ja, das Bild, dass jetzt in deinem Kopf vielleicht entstanden ist, stimmt so. Er ist so richtig zach und versucht hinter meinem Rücken immer in irgend eine Richtung abzudriften um Gras zu fressen. Es ist eher mühsam und nicht wirklich harmonisch.

 

Gestern kam mir dann der Gedanke, mit ihm den Rapport zu suchen. Also hab ich mich zurückfallen lassen. Wir gehen nun quasi Schulter an Schulter und meine Füße sind mit seinen Vorderbeinen im Gleichschritt. Als nächstes passe ich mich seiner Schrittlänge an. Ahh, dann wird das "im Gleichschritt" gehen auch angenehmer für mich.

So merke ich jetzt auch, dass er mit seinem verletzten Fuß nicht so weit nach vor steigt, wie mit dem anderen. Er kommt dadurch immer wieder aus der Balance, ist ja klar. (Versuch das mal, steig  mit einem Fuß weiter nach vor und mit dem andren kürzer.) Das ist unangenehm und fühlt sich instabil an. Nachdem ich jetzt aber auf ihn achte, versuche, ihn zu fühlen (mit Worten kann er mir ja nix erklären) schafft er es, einen guten Rhythmus zu finden. Er hat jetzt Zeit auszuprobieren, was er tun kann, damit es sich für ihn besser anfühlt. Ich glaube, er hat begonnen, auch mit dem gesunden Fuß, etwas weniger weit nach vor zu steigen. Somit konnte er sich selbst regulieren - davor, als ich ihn nur hinter mir nachgezogen hatte, war das nicht möglich für ihn.

 

Ich hatte zuvor auch das Gefühl, dass er nicht mit mir mit mochte. Dass ich ihn dazu zwinge, mit mir zu gehen. Jetzt aber gingen wir als "Partner" nebeneinander. Der Rapport hat den Wiederstand verdrängt und Verbindung geschaffen.

Zu dieser Zeit im Juni, wo das teilweise sehr hohe und saftige Grün verführerisch leuchtet, möchte er auch ständig fressen und reißt seinen Kopf auf einer Seite zum Boden. Auch das ist mühsam. Erstens möchte ich bitte spazieren gehen und zweitens mag ich es nicht, wenn ich  irgendwohin gezogen werden. Außerdem hätte ich gerne, dass er respektiert, dass jetzt gegangen und nicht gefressen wird. 

 

Dieses Verhalten ist auch weniger geworden, nachdem ich mich ihm angepasst hatte. Ja, er hatte es sehr wohl versucht, allerdings seltener und ich konnte es bereits viel früher spüren und dem feiner entgegen wirken.

 

In seinem Gesicht war Zufriedenheit zu erkennen. Und in meinem auch.

 

Mein Tipp also, egal ob du mit einem Mensch oder mit einem Tier zu tun hast, probiere aus, wie es sich anfühlt, in "seinen/ ihren Schuhen zu laufen". Dies schafft Nähe, Verbindung, Zugehörigkeit und Verständnis.

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